Heimnetz Tutorial

Intelligenten Spiegel ohne Programmierkenntnisse selber bauen

Geschrieben von Suner

Vor kurzem haben wir hier über "DIRROR", den intelligenten Spiegel mit Touchdisplay berichtet. Wem dieser zu teuer ist und kein Touchscreen benötigt, der kann sich ohne Programmierkenntnisse und mit einwenig handwerklichen Geschick für um die 250 Euro einen eigenen, intelligenten Spiegel bauen. So gehts:Wenn man sich ein wenig mit dem Thema Smart Home Basteleien, RaspberryPi etc. beschäftigt, dann landet man über kurz oder lang auch beim Thema Smart Mirror oder auch Magic Mirror.

"Smarter" bzw. magischer Spiegel ist ein sehr breiter Begriff, so gibt es im Internet viele verschiedene Ansätze, wie so etwas realisiert werden kann.

Eines haben eigentlich alle gemeinsam:

  • ein Rahmen
  • etwas "spiegelndes"
  • ein elektronisches Innenleben
  • etwas, das angezeigt wird

Für mich war eigentlich klar, dass ich dafür keine Unsummen ausgeben wollte. ein Limit habe ich mir nicht gesetzt, einfach mal gucken was am Ende bei rauskommt.

Ich habe also ein wenig recherchiert und bin auf die Seite www.glancr.de mir deren OS Mirr.os gestoßen.
Ziel des Startups ist es, smarte Spiegel zu produzieren. Momentan sind sie aber noch in der Beta-Phase, haben aber ein sehr ansehnliches OS für den Raspberry hervorgebracht.

Es werden auf dem Spiegel derzeit folgende Produkte und Dienste in Modulen unterstützt:

  • RSS, Kalender(ICS)
  • Wetter(www.openweathermap.com)
  • Wunderlist
  • Netatmo
  • Sonos
  • Withings
  • Tanken (www.tankerkoenig.de )
  • Verkehr (bingmaps)

Ich habe mich bei meinem Bau weitestgehend an die Vorgaben gehalten und möchte mal ein wenig berichten von Beschaffungsprozess, über Bastelei, Probleme und so weiter.

Erst mal habe ich Inventur gemacht. Was habe ich alles noch zu Hause (und brauchte es damit nicht zu kaufen) und was brauchte ich alles noch.

Vorhanden:

Benötigt:

  • Rahmen RIBBA (IKEA - 12,99€)
  • Raspberry Wlan Stick [entfällt bei RPI3]  (8€)
  • Spionspiegel (lokaler Glaser meines Vertrauens 50€)
  • Diplay Controller inkl. Netzteil, HDMI und Micro USB Kabel (43 Eur)
  • Silikon (Baumarkt 2€)
  • 2 Batterien für die Fernbedienung (Aldi 1€)
  • Sprühlack (Baumarkt 25€)
  • Holzkit [ich hatte etwas unsauber gearbeitet] (Baumarkt 5€)
  • Holzkleber (3€)

Es ergeben sich somit theoretische Gesamtkosten von ca. 275€ (je nachdem was man noch zu Hause hat).
Wenn du dir die Teile nicht im ganzen Netz zusammen suchen möchtest, kannst du auch hier alle Teile im Bundle kaufen. Somit ist sicher gestellt, das alle Teile (vor allem der Display-Controller und das Display selbst) miteinander kompatibel sind.
Ich wollte mich der ganzen Sache Stück für Stück nähern und habe erst mal geschaut, was WIRKLICH notwendig ist.
Erst mal brauchte ich den WLAN Stick und den Display Controller. Wofür direkt den Controller? Um den RPI über HDMI mit dem Display zu verbinden, um das Display mit Strom zu versorgen UND auch um den Raspberry Pi mit Strom (5V) zu versorgen.

Die Spezifikationen standen daher schnell fest: HDMI, USB und passend zu meinem Display.

Da ich in solchen Sachen ein echter Pfennigfuchser bin, habe ich viel Zeit investiert ein passendes Teil zu bekommen. Aktuell sind diese Controller leider nur in China zu bekommen. Bei einem bekannten Auktionshaus habe ich dann schließlich ein passendes Teil gefunden.

Es empfiehlt sich hierbei immer den Verkäufer zu fragen, ob Display und Controller zusammenpassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese sich schnell melden (und sich auch auf Preisvorschläge einlassen). Für ca. 30€ habe ich nach ca. 2 Wochen ein T.VST29.03 in den Händen gehalten.

In der Zwischenzeit hatte ich bereits den RPI vorbereitet. Das Os kann man sich auf der Seite von glancr.de herunterladen und z.B. mit dem Win32Diskimager auf die Micro SD Karte spielen.

Die Einrichtung ist super einfach gemacht. Der "Spiegel" erstellt einen Accesspoint und kann über ein Webinterface eingerichtet werden. Dafür mit einem Smartphone mit dem Wlan verbinden was auf dem Display angezeigt wird und glancr.com aufrufen. (hat bei mir nicht immer geklappt, deshalb am besten die IP 192.168.8.1 nutzen)

Man muss dann einmalig eine E-Mailadresse eingeben. Dorthin bekommt man nach erfolgreicher Einrichtung eine Mail, unter welcher Adresse der Spiegel nun zu konfigurieren ist.

SSID (Netzwerkname) auswählen, Key eingetragen, fertig.

 

Auf der Webseite des OS-Herstellers wird berichtet, dass sich für einen einfach (und günstigen) Aufbau, ein Bilderrahmen des Modells "RIBBA" in der Größe 50x50cm von einem schwedischen Möbelhaus gut eignet. Für 12,99€ habe ich also einen solchen erstanden. (Wer kein IKEA in der Nähe hat, wird auch bei Amazon fündig, allerdings deutlich teurer).

Nachdem das alles gut funktioniert hatte, habe ich mich an die Beschaffung des Spiegels gemacht.
Im Internet findet man diverse Berichte, welche besagen:

Lass die Finger von Folien und kauf dir einen richtigen Spiegel!

Ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der bei einer Glaserei arbeitet. So hatte ich das Glück einen Spionspiegel mit den Maßen 50x50cm für 50€ zu bekommen. Ich denke, dass man ansonsten schon noch mindestens 25€ hierfür draufrechnen muss.
Der Spion- oder auch Polizeispiegel genannt, sollte eine Stärke von 0,3cm haben und einen Transmissionswert um die 10% aufweisen.

Da die Rückwand des Bilderrahmens sehr dünn ist, habe ich mir hier eine Sperrholzplatte mit 6mm Stärke auf die Maße des Rahmens zurechtgesägt. Im Rahmen gibt es einen "Innenrahmen", der das Glas fixiert. Diesen habe ich auf der Holzplatte befestigt.

Bildquelle: @glancr.de

Man muss ein bisschen schauen, dass es hinter dem Spionspiegel nicht zu hell, bzw. möglichst dunkel ist. Aus diesem Grund habe ich mein Konstrukt von Innen schwarz angesprüht, von außen allerdings weiß, da ich gerne einen weißen Rahmen haben wollte.

Nachdem dies fertig war, habe ich alle meine Komponenten auf der Platte befestigt, bis auf das Display, das kommt später direkt auf den Spiegel. Für die Befestigung habe ich Heißkleber benutzt. Kabel habe ich mit Panzertape (Gewebeklebeband) auf der Platte fixiert.

Als dann der Spiegel kam, habe ich das Display direkt von hinten auf den Spiegel geklebt. Es sieht vielleicht ein bisschen wild aus, funktioniert aber recht gut. Wichtig ist hierbei nur, dass auch der komplette Rahmen und die komplette Rückseite abgeklebt werden. Ansonsten stört leider das sonst so hilfreiche LED Backlight. Hier muss man vielleicht mal nachbessern.

IKEA Rahmen mit Spiegel und Display (Innenseite)

Man muss ein bisschen schauen, dass man die LEDs des Controllers und des RPIs auch noch abdeckt, das sieht man nämlich sonst.
Der Spiegel wurde mit dem Silikon in den Rahmen geklebt. Silikon über und unter den Spiegel und trocknen lassen. Der Aufbau war somit abgeschlossen.

Zwei Schrauben mit Dübel halten den Spiegel gut an der Wand.

Spiegel smart ein- und ausschalten:

Der Spiegel sollte im Flur hängen. Er sollte allerdings nicht dauerhaft eingeschaltet sein. Mein Plan war daher eine Zeitschaltung für eine Smarte Steckdose. Da ich hauptsächlich auf Homematic mit IP-Symcon setze, habe ich das auch mit einer Homematic Steckdose realisiert.

Es ergab sich allerdings das Problem, dass der Spiegel nicht automatisch anging, nachdem die Stromzufuhr eingeschaltet wurde. Im Systemmenü des Displaycontrollers --> "1-1-4-7" auf der Fernbedienung konnte das allerdings nach Rückfrage beim Händler auch behoben werden.

Nun ergab sich allerdings noch ein weiteres Problem, an dem ich wohl am längsten zu beißen hatte.

Wenn der Strom über die Steckdose eingeschaltet wird, dann geht der Displaycontroller an. Dieser versorgt den Raspberry mit Strom, somit geht dieser auch sofort an. Das Display selber braucht allerdings ein paar Sekunden bis es auch angeht.

Bis dahin hat der Raspberry schon gemerkt, dass zwar ein HDMI Kabel angeschlossen ist, das Display aber nicht verfügbar ist. Eigentlich ist das relativ einfach zu ändern. Man verbindet sich per SSH mit dem Raspberry und ändert ein paar Zeilen in der Datei /boot/config.txt. Undzwar folgende Zeilen:

Damit hat man eingestellt, dass der Raspberry PI auch hochfährt, wenn kein Display verfügbar ist. Eigentlich – danach ging nämlich fast gar nichts mehr.
Das Mirr.os ließ sich nicht mehr konfigurieren und hing komplett. Auch die Änderungen rückgängig zu machen hat leider nicht geholfen.

Nach vielen Versuchen und vielem hin und her und mehrfachem kompletten Neuaufsetzen des Systems, hat sich herausgestellt, dass man diese Einstellungen setzen muss, bevor man den Raspberry PI zum ersten Mal von dem frischen Image startet.

Dafür geht man wie folgt vor:

  1. Image auf die SD Karte spielen
  2. Inhalt der SD Karte im Explorer (Windows) anzeigen lassen
  3. txt öffnen und anpassen
  4. txt speichern
  5. fertig

Nun klappte alles wirklich wunderbar.

Im Anschluss ging es an die Konfiguration des Inhaltes des Spiegels. Hier ist die Konfigurationsoberfläche des Mirr.os wirklich Gold wert.

Ich habe mich für folgende Informationen entschieden:

  • Wettervorhersage
  • RSSFeed der lokalen Zeitung (bei mir die Hannoversche Allgemeine Zeitung)
  • Spritpreise der Umgebung
  • Fahrzeit mit Verkehrsinformationen von zu Hause zum Arbeitsplatz

Hierfür werden diverse API Keys von den verschiedenen Anbietern der Dienste benötigt. Auf www.glancr.de findet man hierzu in den Dokumentationen der Module sehr genaue Informationen, was man machen muss. Und im Zweifelsfall sind die Herren auch über PN bei Facebook erreichbar.

Ein weiteres Problem ergab sich noch bei dem installieren weiterer Module.

>>Das OS befindet sich noch im BETA Stadium, daher kein Problem..<<

Die Module ließen sich partout nicht über die Weboberfläche installieren. Man kann die Module aber auch direkt z.B. per Winscp auf den Raspberry hochladen. Diese müssen vorher entpackt werden und in den Ordner "modules" unter /var/www/html kopiert werden. Danach müssen noch die Berechtigungen auf den neuen Ordner mit folgendem Befehl gesetzt werden:

Der User www-data benötigt also Berechtigungen auf alle Ordner und Dateien, die im Ordner des Moduls vorhanden sind. Im Anschluss steht der Einrichtung nichts mehr im Weg.

 

Fazit: Mit ein paar Stunden Bastelarbeit habe ein neues Spielzeug und meine Frau hat sich auch noch nicht beschwert, im Gegenteil ;)

Diesen Blogpost hat geschrieben ...

Suner

Hallo, ich bin Hauke, seit fast 10 Jahren in der IT tätig und habe dank Homematic eine ziemlich smarte 100qm Wohnung. Außerdem stehe ich auf China-Gadgets und Basteleien aller Art.

22 Kommentare

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